Dem Experten zufolge kommt man ohne Streit nicht aus.
Haben Konflikte einen Nutzen? / Foto von depositphotos.com
Viele Paare sagen, dass sie sich nie streiten, aber das ist eher ein Gefahrensignal als ein Beweis für Harmonie. Oft bedeutet die Abwesenheit von Konflikten, dass jemand einfach seine Emotionen zurückhält oder seine wahren Gefühle verbirgt.
Diese Meinung vertritt der lizenzierte Lebenstherapeut John Kim in einer Kolumne für Psychology Today. Seiner Meinung nach sind Streitigkeiten in Beziehungen unvermeidlich, weil die Menschen unterschiedlich sind, aber die Frage ist nicht einmal, ob man streitet, sondern wie genau man es tut.
Konflikte sind keine Bedrohung, sondern eine Information. Sie zeigen, wie die Partner auf Stress reagieren, was ihre Auslöser sind und was ihnen wirklich wichtig ist. In gesunden Beziehungen helfen Auseinandersetzungen, den anderen besser zu verstehen, während sie in toxischen Beziehungen das Vertrauen zerstören.
Der Autor erklärt, dass früher jeder Streit mit seiner Partnerin Vanessa damit endete, dass sie sich bereit machte, Schluss zu machen. Erst im Laufe der Zeit erkannte er, dass dahinter die anhaltende Angst stand, verlassen zu werden. Als er begann, nicht nur die Reaktion, sondern auch den Grund dafür zu erkennen, änderte sich die Kommunikation. Statt Vorwürfen gab es Einfühlungsvermögen, und statt Konfrontation gab es den Versuch zu verstehen, was hinter dem Verhalten steckte.
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Im Coaching wird betont, dass die Vermeidung von Konflikten Beziehungen nicht rettet, sondern uns nur vor Unbehagen schützt. Unterdrückte Ressentiments werden zu Beleidigungen, Missverständnisse werden zu Entfremdung und schließlich hören die Partner auf, sich gegenseitig zu erkennen.
Echte Intimität entsteht nicht im Schweigen, sondern in ehrlichen Gesprächen, auch in unangenehmen. Es geht nicht darum, zu zerstören, sondern darum, seine Gefühle auszudrücken, ohne den anderen zu demütigen. Solche Paare vermeiden keinen Streit, sondern lernen, richtig zu streiten, d. h. eine Pause einzulegen, zum Gespräch zurückzukehren und sich nahe zu bleiben, auch wenn es schwierig ist.
Erinnern Sie sich daran, dass der Familientherapeut Phil Stark bereits erklärt hat, wie unsere üblichen Erwartungen Beziehungen zerstören können.

